Wenn ich heute daran zurückdenke, ist mir das Spässchen fast ein wenig peinlich: Ich gab meinen lieben Gästen eine Flasche Wein und einen Korkenzieher in die Hand und bat sie, doch den Wein für den Aperitif zu öffnen (während ich die mitgebrachten Blumen in die Vase stellte). Der Korkenzieher war allerdings ein Modell für Linkshänder. Und ein normaler Rechtshänder konnte die Spindel nie und nimmer in den Korken hineinbekommen, denn sie war eben «falsch» herum gedreht. Übrigens, den Korkenzieher (und damit auch das Spässchen) habe ich inzwischen entsorgt ...
Zwei Dinge bleiben aber als Lehre: Das Linkshändermodell war ein sogenannter T-Korkenzieher. Man klemmte die Flasche zwischen die Beine und dann waren Muskeln gefragt. Und wenn der Korken allzu fest sass, war da oft schon Schluss mit dem Aperitif. Der Bodensatz in der Flasche war zwar aufgewirbelt, aber die Flasche noch immer zu. Ende gut, alles gut? ... Nein, sicher nicht! Denn der menschliche Erfindergeist (und Spieltrieb) war geweckt und herausgefordert, mit der Folge, dass inzwischen weit über hundert Patente angemeldet wurden, um dieses an sich einfache Problem zu lösen.
Durchgesetzt hat sich das sogenannte Kellnermesser. Eine Spindel wird in den Korken gedreht, der ausklappbare Hebel wird auf den Flaschenhals gesetzt und schon kann man den Korken ohne grosse Anstrengung herausziehen.
Aber auch hier gibt es natürlich ein paar Stolpersteine: Erstens die Spindel. Sie muss offen sein und eine sogenannte Seele besitzen, das heisst, man sollte ein Streichholz durch ihre Mitte hindurchstecken können. Dazu muss sie einen möglichst weiten Durchmesser haben, um den ganzen Korken zu fassen und lang genug sein, um auch einen langen Korken bis zu seinem Ende zu durchbohren.
Ein anderes Problem ist die Muskelkraft. Mit dem Hebel des Kellnermessers ist da schon recht viel gewonnen, aber Achtung! Der Korken muss möglichst gerade aus der Flasche gezogen werden. Der Hebel ist zwar nützlich, aber er verlockt dazu, den Korken zu biegen. Und dann bricht er unweigerlich in zwei Teile. Da hilft nur eines: Man muss mit der linken Hand den Hebel fest zum Korken hindrücken, dann kommt er schön gerade heraus und es geschieht kein Unglück. Wenn man aber ein Kellnermesser mit einem zweistufigen Hebel besitzt, dann ist auch dieses Problem gelöst.
Annemarie Wildeisen: Du machst den T-Korkenzieher in deinem Artikel schlecht, dabei gibt es gerade von ihm ja ein paar der schönsten Exemplare überhaupt: Ich besitze solche aus englischem Silber, aus altem knorrigem Rebenholz, aus Eisen, sogar einen aus schönem, pinkem Plastik. Ich glaube, gerade für Sammler ist das Tummelfeld riesig.
Beat Koelliker: Da hast du natürlich recht. Mir geht es in meinem Artikel ja weniger um die ästhetische Seite des Korkenziehers als um seine Praktikabilität.
Gut, einverstanden. Aber ich besitze einen sogenannten Schmetterlingskorkenzieher und finde den sehr praktisch, du erwähnst den in deinem Artikel aber überhaupt nicht.
Die Franzosen nennen ihn Charles de Gaulle, weil er wie dieser die Arme in die Höhe streckt. An und für sich ist dieser Korkenzieher tatsächlich sehr praktisch, weil er bei minimaler Kraftanstrengung den Korken ganz gerade aus der Flasche herauszieht. Das Problem ist aber die Spindel: Bei den meisten dieser Modelle besteht sie aus einem nagelförmigen Bohrer, der bei einem festsitzenden Korken dann einfach ausreisst und ein Loch mit Bröseln hinterlässt. Also, wenn schon Schmetterling, dann Schmetterling mit Seele.
Da muss ich also meinen Lieblingskorkenzieher nochmals genauer anschauen. Aber ich habe in meiner kleinen Sammlung auch noch eine Korkenspange. Also einen Korkenzieher mit zwei ungleich langen Lamellen, die man zwischen Korken und Glaswand hinein wiegen kann, um dann den Korken mit einer sanften Drehung heraus zu ziehen.
Das ist ein hervorragendes Modell, um durchnässte, alte und bröselige Korken sicher aus der Flasche zu bekommen. Die Engländer nennen es «the butlers friend», weil der Butler den Korken unbemerkt aus der Flasche heraus- und wieder hineinbekam. Was mit dem Inhalt der Flasche in der Zwischenzeit geschah, blieb natürlich des Butlers Geheimnis und das seines besten Freundes.
In aller Munde ist heute der sogenannte Screwpull. Früher durfte der Schmetterling in keinem Haushalt fehlen, heute ist es der Screwpull.
Ja, das ist sicher eines der zu Recht populärsten Modelle. Man setzt den Korkenzieher auf und dreht dann immer in der gleichen Richtung die schöne, lange Spindel in den Korken hinein und dann den Korken aus der Flasche heraus. Mir ist er trotzdem nicht so sympathisch, weil er ganz aus Plastik besteht. Aber das ist eine reine Geschmacksfrage.