Ostern! Die Fastenzeit ist vorbei, die Vögel in den Büschen spüren den Frühling und singen sich die Kehle frei. Ostern, das bedeutet Aufbruch und Morgenfrische und heute versammeln wir die Familie mit den Gästen nicht zum Abendessen um den Tisch, nein, heute feiert das opulente Frühstück, der Brunch, sein Fest. Und alles, was schon erwacht ist und spriesst, muss auf den Tisch. Der Osterbrunch ist die Ouvertüre zum neuen Jahr.
Und da gehört natürlich auch etwas Festliches ins Glas. Wenn einmal, dann ist heute der Tag für das berühmte Champagnerfrühstück. Mit seinen Perlen, seinem frischen, lebendigen Wesen ist er der ideale Begleiter für jeden Aufbruch. Der Frühling kann kommen und der Champagner schenkt uns Ideen und Charme.
Statt eines teuren Champagners darf es auch ein guter Prosecco oder Cava sein. Heute ist einfach ein besonderer Tag. Und ein festliches Feuerwerk im Glas bieten sie alle drei. Dabei passen sie zu fast allem, was heute so reichlich auf den Tisch kommt. Zum frischen Grün, zu Lachs, Fleisch, Eier und Käse.
Die grosse Ausnahme sind natürlich Brötchen mit Marmelade, da passt nur Kaffee oder Tee dazu. Ja Tee! Ein Kännchen mit gutem Oolong-Tee gehört natürlich auf den Tisch. Das ist ein wunderbar duftiger Tee aus China, so edel wie der Champagner. Das Wasser zum Aufbrühen darf nur 85 Grad Celsius warm sein und vier Minuten Brühzeit sind gerade richtig. Dann schmeckt der Tee blumig und doch kräftig und leicht süss. Zum frischen Grün des noch jungen Jahres passt natürlich auch ein Grüntee. Auch dafür darf das Brühwasser nur etwa 80 Grad Celsius heiss sein, und auch hier gilt: Vier Minuten Brühzeit sind genug.
Aber zurück zum Wein: Die Grossmutter meiner Frau besass noch einen Champagnerquirl, damit hat sie die schönen Perlen erbarmungslos aus dem Champagner herausgequirlt. Sie mochte das Gebräusel einfach nicht. Da ist eigentlich nichts dagegen einzuwenden, aber schade um die Perlen ist es allemal. Ihr und uns würde ich stattdessen einen leichten, aber aromatischen und stillen Weisswein empfehlen, einen leicht lieblichen Riesling von der Mosel etwa mit gerade mal 9 Grad Alkohol oder einen Muscat sec aus dem Wallis. Beide Weine passen wunderbar zu all den Köstlichkeiten auf dem Tisch des Osterbrunchs.
Annemarie Wildeisen: Du erwähnst in deinem Artikel das berühmte Gläschen Champagner zum Osterbrunch, und damit rennst du bei mir ja, wie du weisst, offene Türen ein. Aber bei uns steht immer auch ein Krug mit Orangensaft mit auf dem Tisch. Und den erwähnst du gar nicht. Ist das denn falsch?
Beat Koelliker: Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ein Glas Orangensaft, am besten natürlich frisch gepresster, ist der ideale Durstlöscher am Morgen. Als Getränk zu den Speisen passt er allerdings nur bedingt: Da ziehe ich zum Beispiel einen Apfelsaft vor. Den gibt es als «Suure Most» auch ohne Alkohol oder als Süssmost, und beides passt perfekt zu allem, was heute auf den Tisch kommt. Wer es mag, kann den Apfelsaft auch mit Mineralwasser zu einer durstlöschenden Schorle «verdünnen».
Das bringt mich auf das Thema Sirup. Für Kinder ist ein süsses Glas Sirup natürlich das Höchste der Gefühle. Und für die Erwachsenen? Was meinst du dazu?
Ich oute mich gerne als grosser Fan von Holunderblütensirup. Mit etwas Zitronensaft und ein paar Blättchen Pfefferminze gewürzt ist er unschlagbar. Mit einem Krug davon auf dem Tisch machst du jedenfalls auch einen Erwachsenen glücklich. Allerdings darf er nicht allzu süss sein, sonst verklebt er sein eigenes unnachahmlich frisches Aroma.
Verrätst du uns auch noch das Rezept, die Holunderbüsche blühen ja bald?
Gerne, es ist ja ganz einfach, denn mein Rezept habe ich von der KOCHEN-Website heruntergeladen und es funktioniert bestens.
Danke für die Blumen. Ich würde gerne nochmals auf das Thema Wein zurückkommen. Ich selbst bin eigentlich keine Freundin von Alkohol am Morgen, denn er macht mich müde, und ein Mittagsschlaf ist ja auch nicht immer möglich. Was sagst du dazu?
Die berühmte Ausnahme bestätigt natürlich auch hier die Regel. Am Abend darf der Wein ja auch schwer und alkoholreich sein, dann schläft es sich nachher gut. Am Morgen oder Mittag soll der Wein jedoch den Geist beleben und das Herz erfrischen. Deshalb empfehle ich zum Brunch auch ein Gläschen Schaumwein oder leichte, frische, lebendige Weissweine, die nicht ermüden. Ein Gläschen ist denn auch schon genug oder vielleicht zwei ... aber sicher nicht drei.