Mehr braucht es nicht für das Glück hienieden. Das Grotto im Tessin, das Weinberghäuschen im Zürcher Weinland oder das Carnotzet im Wallis, sie verkörpern genau diese Sehnsucht. Denkt man an sie, so riecht man mitten in der Stadt den einmaligen Duft: das Brot, den Wein und den Käse.
Und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt über den einfachen Wein: Jeder Winzer hat neben seinen Spitzenweinen auch ein Fass mit einfachem Tischwein in seinem Keller. Er braucht ihn für sich selbst, seine Familie, die Arbeiter im Weinberg und seine Gäste. Oft nennt er ihn einfach seinen Basiswein. Vielleicht stammt er von noch jungen Reben oder einer nicht ganz so guten Parzelle, oder er schätzt genau seinen etwas robusteren Charakter. Aber er schenkt ihm trotzdem seine Zuwendung und seine ganze Erfahrung. Und genau das merkt man diesen Weinen eben auch an. In ihnen steckt trotz ihrer Einfachheit sauberes handwerkliches Können.
Ich liebe diese Weine, sie verkörpern vielleicht noch mehr als die «ziselierten» Spitzenweine den Charakter einer Region.
Sie sprechen eine direkte Sprache, die man ohne Umschweife versteht, ehrlich, klar und manchmal sogar etwas rau.
Die Kunst ist bloss, sie zu finden, denn sie sind nicht für die längere Lagerung bestimmt. Kaum je trifft man sie beim Fachhändler und nie stehen sie beim Grossverteiler im Regal. Dort findet man Billigweine, und die haben mit unserem Wein so ungefähr gar nichts zu tun.
Aber überall dort, wo Wein angepflanzt wird, gibt es sie, bei jedem Winzer. Er führt sie auf seiner Weinliste meist eher etwas am Rande oder erzählt von ihnen erst auf Nachfrage. Aber er hat sie. Am besten versucht man sie gleich bei ihm, direkt aus dem Fass, offen im Krug und kellerkühl. So schmecken sie auch am besten, mit einem Risotto im Tessin, mit einem Raclette im Wallis oder einer Waadtländerwurst am Genfersee. Und ja, dann muss man gleich einen ordentlichen Vorrat in den Kofferraum packen, denn man trinkt ihn auch zu Hause gerne und der Krug leert sich auch dort wie von selbst ...