Agnus Dei – Lamm Gottes – kaum eine symbolische Bezeichnung für Jesus Christus dürfte bekannter sein; und auch älter. Demnach hat sie ihren Ursprung in den frühsten Zeiten des Christentums. Doch warum ein Lamm? Es gab wohl für die Menschen damals kaum etwas Verletzlicheres und Unschuldigeres als ein kleines weisses Lämmchen – was dann letztlich auch der Grund war, es mit Jesus gleichzusetzen, den all diese Verletzungen, Qualen und schliesslich der Tod ereilten. Als Symbol für innere Reinheit und Frömmigkeit könnte das weisse Fell daher nicht besser geeignet sein. Bereits im Alten Testament war das Lamm ein klassisches Opfertier und wurde in verschiedenen Ritualen Jahwe geopfert, meist auf einem Altar.
Die vorrangige Bedeutung des Osterlamms als Opfer hat eine lange Tradition. Auch im jüdischen Glauben: So wird beim Passahfest der Juden des Auszugs aus Ägypten gedacht, unter anderem mit dem Schlachten eines Lamms und dem Backen von ungesäuertem Brot. Doch im Laufe der Zeit hat sich die Rolle des Osterlamms gewandelt. Bereits ein paar Jahrhunderte später war im Mittelalter nicht mehr Lammfleisch, sondern nach und nach das Fleisch von Hasen oder Fasanen die bevorzugte Festspeise.
Der ursprüngliche Brauch, aufgrund des Osterfests Fleisch zu verzehren, ist weitaus weniger verbreitet. Vielmehr hat sich eine süsse Alternative durchgesetzt: das gebackene Osterlamm. Nicht nur weil es wunderbar schmeckt, sondern auch wegen des Gemeinschaftsgefühls, das durch das häusliche Backen gefördert wird. Traditionell geschieht das am Gründonnerstag. Da wird das gebackene Osterlamm neben Eiern, Wurst, Fleisch und Brot in einen Speisenkorb gelegt und in der Kirche, meist während eines Gottesdienstes, geweiht. Natürlich ist dieses Gebäck auch bei Leuten beliebt, die sich nicht als traditionsbewusste Christen sehen. Eine Bereicherung eines jeden Osterfrühstücks ist es allemal.