Ein Grillnachmittag oder -abend muss gut geplant und vorbereitet sein: An die Holzkohle, an die Würste und ans Marinieren des Fleisches denkt jeder. Beim Wein herrscht aber oft eine gewisse Ratlosigkeit: Weiss oder Rot, eher leicht und süffig oder doch dunkel und würzig? Und hier liegt gewissermassen die Grillwurst im Pfeffer: Denn den perfekten Wein-Allrounder zum Grillabend gibt es nicht. Zu unterschiedlich ist das Grillgut und zu verschieden sind die Zubereitungsarten auf dem Grillrost. Ein paar Hinweise können aber als Orientierungshilfe dienen.
Wein, auch ein frischer Rosé, ist niemals ein Durstlöscher. Dafür gibt es Mineralwasser und Bier.
Gerade an einem heissen Sommernachmittag oder -abend dankt es Ihnen die Schar der Gäste und vor allem auch der Grillmeister oder die Grillmeisterin, wenn er oder sie ein frisch gezapftes kühles Bier neben sich auf dem Tischchen serviert bekommt. Ein kleines Fässchen ist dabei immer besser als ein kleines Fläschchen. Die sind immer so schnell leer.
Und welche Weine sollen es denn sein?
Zu Würsten und nicht zu kräftig gewürztem Fleisch passen eigentlich alle mittelkräftigen Weissweine. Die Auswahl ist gross: Grauburgunder, Sauvignon Blanc oder ein Fendant aus dem Wallis sind immer eine gute Wahl. Natürlich ist auch ein gehaltvoller Rosé ein prima Partner. Wer auf Rotweine steht, sollte sich in der Ostschweiz bei den herrlich fruchtigen Blauburgundern umsehen oder im Tessin bei den Merlots.
Legt der Grillmeister aber etwas kräftigere Kost wie Spareribs oder Lammkottelets auf den Rost, so muss der Wein halt auch etwas zulegen. Malbec aus Argentinien, Primitivo aus Süditalien oder auch ein Shiraz aus Australien machen dazu viel Spass.
Gemüse, Geflügel oder Fisch mit ihrer zarteren Struktur und den delikateren Röst- und Raucharomen verlangen auf der anderen Seite auch einen entsprechend leichteren Begleiter. Gute Kandidaten sind: Grüner Veltliner, Sauvignon Blanc, Waadtländer Chasselas, Weissburgunder und viele andere nicht zu schwere Weissweine. Leichte Rosés oder ein frischer Pinot Noir sind ebenfalls perfekt.
Grundsätzlich gilt: Man ist im Freien und geniesst die Atmosphäre. Der Wein spielt nicht die Hauptrolle, sondern eher die heitere Begleitmusik. Ein allzu anspruchsvoller Wein geht dabei schon etwas unter. Einfache, gut gemachte Tropfen sind also gefragt.
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Annemarie Wildeisen: Du gibst in deinem Artikel viele Anregungen für die Weinauswahl, auf was muss man sonst noch achten?
Beat Koelliker: Ganz wichtig ist: Die Weine sollten gut gekühlt sein. Gerade auch die roten. Mit über 20°C schmecken viele brandig und flach. An einem schönen Sommernachmittag erhoffen wir uns aber schon so gegen 30° im Schatten, und da erwärmt sich nicht nur der Wein in den Flaschen, sondern auch im Glas. Also nur Mut! Auch der Rotwein gehört zwischendurch in den Eiskübel.
Du sprichst das Thema Glas an und ich merke, dir liegt da noch etwas auf dem Herzen.
Ja! Wein aus einem Pappbecher ist immer ein Sakrileg, auch wenn es ein einfacher Wein ist und die Party noch so informell sein darf. Aus dem Glas schmeckt er einfach mindestens doppelt so gut. Und fürs Bier gilt meiner Meinung nach das gleiche: lieber aus der Flasche trinken als aus einem Pappbecher.
Das bringt mich auf die Frage nach der Bag in Box, dem Wein in der Box, oder dem Weinschlauch. Was hältst du davon?
Im Inneren der Box befindet sich ja ein Beutel aus einer flexiblen Folie, der sich beim Ausschenken zusammenzieht und damit keinen Kontakt des Weins mit der Luft zulässt. Der Wein bleibt also frisch und oxidiert nicht. Heute sind bei den Grossverteilern durchaus ordentliche bis sogar ganz gute Weine in dieser Verpackung erhältlich. BIB ist für eine Party durchaus eine Alternative. Der Gast kann selber zur Box gehen und sich seinen Wein «zapfen». Ich weiss, so ganz akzeptiert ist diese Verpackung noch nicht, aber bei den Jungen und in einer lockeren Umgebung ist sie durchaus akzeptabel.
Ein guter Freund von mir hat mir kürzlich bei einer Party gestanden, dass er erstens kein Bier trinkt, aber dafür zweitens gerne seinen Wein spritzt, das heisst mit Mineralwasser verdünnt. So könnte der Wein ja doch zum Durstlöscher werden.
Dagegen ist meiner Meinung nach überhaupt nichts einzuwenden. In Deutschland nennt man das Schorle und in Österreich und bei uns ist es ein «Gsprizter». Das langweilige Wasser erhält so doch ein wenig Geschmack. Wo ich eher etwas skeptisch bin ist, wenn man statt Wasser irgendwelche Limonaden beimischt. Da sind wir dann eher auf der Linie aromatisierte Weine. Und das ist dann wieder eine eigene Welt.